Das Bochumer Inventar zur berufsbezogenen Persönlichkeitsbeschreibung (BIP) ist ein wissenschaftlich fundiertes Testverfahren, das Persönlichkeitsmerkmale gezielt im beruflichen Kontext misst. Entwickelt wurde es, um individuelle Stärken, Entwicklungsfelder und Passungen zu beruflichen Anforderungen differenziert erfassen zu können – sei es für Auswahlprozesse, Entwicklungsprogramme oder Coachings.
Der Fragebogen umfasst 210 Items, die auf einer Skala von Zustimmung bis Ablehnung bewertet werden. Daraus entsteht ein differenziertes Persönlichkeitsprofil, das vier Dimensionen abbildet: berufliche Orientierung, Arbeitsverhalten, soziale Kompetenzen und psychische Konstitution. In 45 bis 60 Minuten erhalten Testpersonen ein strukturiertes Bild ihrer beruflichen Persönlichkeit – wahlweise am Bildschirm oder auf Papier.
Inhaltlich differenziert das BIP in 14 Skalen, darunter etwa Leistungsmotivation, Gewissenhaftigkeit, Durchsetzungsstärke oder emotionale Stabilität. Jede Skala ist klar am Arbeitskontext ausgerichtet – ein Vorteil gegenüber allgemeinen Persönlichkeitstests, die oft zu abstrakt bzw. zu wenig berufsbezogen bleiben. Die Normierung des Tests basiert auf berufstätigen Personen, was die Vergleichbarkeit erhöht.
Das Verfahren eignet sich für viele Kontexte: von Potenzialanalysen und Führungskräfteentwicklungen über Coaching und Karriereberatung bis hin zu Auswahlverfahren. Besonders wertvoll ist der Einsatz in Kombination mit Fremdeinschätzungen (z. B. im Rahmen eines 360°-Feedbacks), für die es ein passendes Fremdbeschreibungsinventar (BIP-FI) gibt. Auch ein Anforderungsmodul zur Profilerstellung für konkrete Rollen ist verfügbar.
Hinsichtlich der Testgütekriterien schneidet das BIP sehr gut ab. Die interne Konsistenz (Cronbach’s Alpha) liegt je nach Skala zwischen 0,75 und 0,92 – ein Hinweis auf hohe Messgenauigkeit. Auch die Retest-Reliabilität (zwischen 0,77 und 0,89) unterstreicht die Stabilität der erfassten Merkmale. Damit erfüllt das BIP die gängigen psychometrischen Standards.
Besonders hervorzuheben ist die Validität des Verfahrens. Studien belegen sowohl die Konstruktvalidität (also die Passung der Skalen zur jeweiligen Dimension) als auch die Kriteriumsvalidität: So korrelieren etwa hohe Werte in „Führungsmotivation“ oder „Durchsetzungsstärke“ signifikant mit Führungserfolg und Beurteilungen durch Vorgesetzte. Damit zeigt das BIP nicht nur, was jemand auszeichnet – sondern auch, wofür das relevant ist.
Gleichzeitig ist der Test kein Selbstläufer. Wie bei allen psychologischen Verfahren braucht es für Interpretation und Rückmeldung geschultes Fachpersonal. Außerdem besteht – wie bei allen Selbstauskünften – die Gefahr der sozialen Erwünschtheit. Um Verzerrungen abzufedern, empfiehlt sich der Einsatz im Rahmen eines multimethodalen Vorgehens.
Insgesamt bietet das BIP eine fundierte, praxisnahe Möglichkeit, berufsbezogene Persönlichkeit differenziert und anschlussfähig zu erfassen. Wer gezielt Entwicklungsimpulse setzen oder passgenau rekrutieren will, findet hier ein robustes und gleichzeitig anschlussfähiges Instrument – mit erprobter Tiefe und klarer Struktur.