Seit Jahrzehnten setzen zahllose Sparkassen auf Typentests wie DISC, DISG, Insights oder MBTI, um Mitarbeiter zu kategorisieren und Personalentscheidungen zu treffen. Das Problem? Diese Verfahren haben keine wissenschaftliche Grundlage. Ihre mangelnde Validität und Reliabilität sind seit Langem nachgewiesen, und trotzdem werden sie weiter genutzt – warum?
Was sagt die Wissenschaft?
Die Mängel dieser Tests sind keine neue Erkenntnis. Die Persönlichkeitspsychologie hat diese Verfahren längst als unbrauchbar entlarvt. Der MBTI etwa basiert auf der veralteten Typenlehre von Carl Gustav Jung und ist in der Forschung als wertlos anerkannt – Testpersonen erhalten oft bei Wiederholungen völlig andere Ergebnisse. Ähnlich sieht es beim DISG-Modell aus, das auf einer überholten Vier-Farben-Theorie beruht, die keinerlei wissenschaftliche Fundierung hat. Studien zeigen, dass diese Tests weder im Recruiting noch in der Personalentwicklung belastbare Aussagen liefern. Trotzdem hängen Unternehmen – besonders Sparkassen – weiterhin an diesem Unsinn. Warum?
Der Barnum-Effekt: Die große Selbsttäuschung
Ein zentraler Grund für die Beliebtheit dieser Tests ist der Barnum-Effekt: Menschen erkennen sich in unspezifischen, allgemein gültigen Aussagen wieder und halten sie für individuell zutreffend. „Du bist ein Teamplayer, aber brauchst auch mal Zeit für dich.“ – Ja, wer nicht? Das Problem: Diese Tests produzieren pseudo-wissenschaftliche Etiketten ohne jegliche Aussagekraft. Wer sich selbst oder andere auf Basis solcher Tests einordnet, macht es sich schlicht zu einfach.
Warum setzen Sparkassen auf wissenschaftlichen Schrott?
Warum also investieren Sparkassen immer noch Zeit und Geld in Typentests, die nachweislich keinen Mehrwert liefern? Eine mögliche Antwort: Bequemlichkeit. Typentests liefern einfache Schubladen, in die Menschen einsortiert werden können. Führungskräfte müssen sich nicht mit komplexen Persönlichkeitsmodellen oder echter Eignungsdiagnostik befassen – stattdessen bekommt jeder eine Farbe oder einen Buchstaben, und das reicht dann als Erklärung. In einem Marktumfeld, das sich professionalisieren sollte, ist das geradezu peinlich.
Warum hat sich seit 20 Jahren nichts geändert?
Es gibt Studien, die seit Jahrzehnten zeigen, dass Typentests für die Personalauswahl und -entwicklung ungeeignet sind. Trotzdem werden sie in Sparkassen weiter genutzt, als wäre es 1995. Warum? Weil es keiner hinterfragt. Weil „man das halt so macht.“ Und weil viele Führungskräfte immer noch mehr Wert auf Bauchgefühl als auf Evidenz legen. Ein Armutszeugnis.
„Sie sind doch bestimmt ein Blauer!“ – Ernsthaft?
Dass Sparkassen-Vorstände immer noch mit Sprüchen wie „Sie sind doch bestimmt ein Blauer!“ um sich werfen, zeigt, wie tief die Pseudo-Psychologie in den Unternehmen verwurzelt ist. Das ist nicht nur unprofessionell, sondern entlarvt auch eine beunruhigende Ignoranz gegenüber wissenschaftlicher Fundierung. Der Finanzsektor ist darauf angewiesen, mit Zahlen und Fakten zu arbeiten – warum also ausgerechnet beim wichtigsten Kapital, den Menschen, auf unseriöse Tests setzen?
Fazit: Raus mit dem Unsinn!
Sparkassen müssen sich fragen: Wollen wir im 21. Jahrhundert arbeiten oder weiter auf Methoden setzen, die schon vor 20 Jahren als nutzlos entlarvt wurden? Wissenschaftlich fundierte Eignungsdiagnostik und valide Verfahren stehen zur Verfügung. Wer weiterhin auf MBTI, DISG oder ähnliche Tests setzt, verschwendet Zeit, Geld und vor allem Potenzial. Es ist höchste Zeit, diesen Unsinn ein für alle Mal aus der Personalentwicklung zu verbannen.